Vinzenzifest - Birnsunnta
Inhaltsverzeichnis
Das „Fest“ von 1693 bis 1945 |
|
„Egerer
Vinzenzi-Prozessionslied |
Das
Fest nach 1945 |
Wichtige Daten der „Feste“ nach 1945 |
|
1.
Vinzenzifest in Eger am 6. Dezember 1693 |
1.
Vinzenzifest nach der Vertreibung |
2.
Vinzenzifest, 30. August 1953 |
3.
Vinzenzifest, 30. August 1954 |
4.
Vinzenzifest, 30. August 1955 |
5.
Vinzenzifest, 30. August 1956 |
10. Vinzenzifest, 30. August 1961 |
15.
bis 51. Vinzenzifest |
15. Vinzenzifest, 30. August 1966 |
19. Vinzenzifest, 31. August 1970 |
24. Vinzenzifest, 30. August 1975 |
25. Vinzenzifest, 29. August 1976 |
30. Vinzenzifest, 30. August 1981 |
31. Vinzenzifest, 30. August 1982 |
36. Vinzenzifest, 30. August 1987 |
37. Vinzenzifest, 30. August 1988 |
41. Vinzenzifest, 30. August 1992 |
42. Vinzenzifest, 29. August 1993 |
50. Vinzenzifest, 29. August 2001 |
51. Vinzenzifest, 29. August 2002 |
Das „Fest“ von 1693 bis 1945
Das
1. Vinzenzifest fand am 6. Dezember 1693 in Eger statt. Der
sichtbare Anlass dazu war die feierliche Überführung der Reliquien
des Hl. Vinzentius in die Stadtkirche St. Niklas. Der tiefere Grund
dafür ist wohl in dem erfolgreichen Abschluss der
Gegenreformation in Eger und seinem Umland zu suchen.
Am 4. Feber 1652 befahl Kaiser Ferdinand III. dem Rat der Stadt Eger,
mit dem Reformationswerk fortzufahren, allen Untertanen in
Stadt und Land ohne Ansehen der Person einen Termin auf zwei
Monate zur Bekehrung anzusetzen und alle jene, bei denen keine
Hoffnung zur Rückführung zum Katholizismus bestehe,
wie
bereits anno 1629 und 30 geschehen, zur Emigration anzuhalten
und verfügte, dass diese ohne kaiserliche Einwilligung nicht wieder
in das Land kommen dürften. In einem Schreiben an das bischöfliche
Konsistorium in Regensburg vom 5. Juni 1652 berichtete der Rat der
Stadt, dass diese Aktion mit Erfolg im Gange sei. Aber erst aus dem
Jahre 1673 findet sich ein letzter Bericht der
Reformationskommissäre in den Akten des Egerer Stadtarchivs.
Zu Beginn der neunziger
Jahre waren nachweisbar die letzten zwangsweise katholisch
gewordenen Bürger Egers gestorben; damit konnte die Gegenreformation
als restlos abgeschlossen betrachtet werden. Als äußeres Zeichen
dieses endgültigen Sieges des Katholizismus erhielt Eger um diese
Zeit die Reliquien des in der römischen Kaiserzeit als Märtyrer
durch das Schwert hingerichteten Hl. Vincentius, dessen Leichnam in
Rom nahe der Via Amelia beigesetzt war.
Als Papst Alexander VIII. die sterblichen Überreste des
Heiligen bergen ließ, übergab er diese kostbaren Reliquien dem
Kardinal Graf von Kolonitsch, der sie im Jahre 1689 nach Wien
überführen ließ.
Der Kardinal Johann
Leopold Graf von Kolonitsch, der lange Jahre Kommandeur der in Eger
bestandenen Maltheserkommende gewesen war, ein der Stadt Eger und
deren Bürgern wohlgesonnener, frommer Mann stiftete diese Reliquie
1692 der Kirche St. Niklas zu Eger. Ihre Übergabe an die Abgesandten
der Stadt, Bürgermeister Johann Philipp Martini und Syndikus Adam
Christoph Wagner, erfolgte am 8. Oktober 1693 in Wien. Da bei deren
Rückkehr nach Eger am 18. Oktober die Vorbereitungen zur feierlichen
Übertragung der Reliquie in die Stadtpfarrkirche noch nicht beendet
waren, wurde sie zunächst auf dem Altar der Rathauskapelle
beigesetzt.
Für die feierliche
Überführung in die Stadtkirche wurde der Gedenktag des
Patronatsheiligen St. Niklas, Sonntag der 6. Dezember bestimmt
und Papst Innozenz XII. gewährte aus diesem Anlaß einen vollkommenen
Ablaß. In der verbleibenden Zeit wurde ein kostbarer
Reliquienschrein angefertigt und die kirchliche Feier vorbereitet,
zu der sämtliche im Egerer Land gelegenen Kirchspiele eingeladen
wurden.
Der Jesuitenpater Johann
Miller schreibt in seiner, erstmals 1694 bei Nikolaus Dextors Witwe
in Eger gedruckten „Egra sancta, das ist Kurtzer Bericht von denen
heiligen Reliquien, welche in der Stadt Eger aufbewahrt werden“,
über den Ursprung des Festes:
"Der Leib des heiligen Vinzenz, römischen Märtyrers, wurde
auf Befehl Sr. päpstlichen Heiligkeit Alexander VIII. aus seiner
bisherigen Ruhestätte erhoben und dem Kardinal Johann Leopold Grafen
v. Kolonitsch am 16. November 1689 zu Rom eingehändigt, welcher
diese kostbare Reliquie nach Wien überführen ließ. Kardinal Graf v.
Kolonitsch war lange Jahre Kommandeur der in Eger bestandenen
Maltheser-Kommenda. Aus Anhänglichkeit an diese Stadt verehrte
derselbe die obenerwähnte Reliquie, welche sich bis zum 8. Oktober
1692 in seinem Palaste zu Wien befand, der Kirche zum Hl. Niklas in
Eger. Die Übergabe des Leichnams Sancti Vincentii erfolgte an die
Abgeordneten der Stadt Eger, nämlich an den Bürgermeister Johann
Philipp Martini und den Syndicus Adam Christoph Wagner zu Wien an
demselben Tage. Am 18. Oktober des gleichen Jahres traf die
Deputation wieder in Eger ein und da die nötigen Anstalten zur
öffentlichen feierlichen Übertragung in die Stadtpfarrkirche zum Hl.
Niklas noch nicht beendet waren, so wurde die Reliquie einstweilen
auf dem Altar in der alten Kapelle des Rathauses beigesetzt. Die
Freude über dieses Ereignis war in Eger eine allgemeine. Der
Magistrat betrieb mit Eifer die Vorbereitungen zum möglichst
feierlichen Umgange. Es wurde ein schöner kostbarer Reliquienkasten
angefertigt. Se. päpstliche Heiligkeit Papst Innocenz XII. verlieh
für den Übertragungstag einen vollkommenen Ablaß. Zur feierlichen
Übersetzung, wurde der 6. Dezember 1693, der Gedächtnistag des Hl.
Niklas, welcher damals auf einen Sonntag fiel, festgesetzt. Hiezu
wurden alle im Egerlande gelegenen Kirchspiele eingeladen. Die
Einwohner der Stadt hatten sich tags vorher durch freiwilliges
Fasten hiezu vorbereitet. Mit anbrechendem Morgen versammelte sich
das Volk aus der Stadt und den geladenen Kirchspielen in der Kirche,
von da aus begab es sich nach gehaltener Frühmesse und Predigt
prozessionsweise vor das Rathaus, wo ein Theater aufgerichtet war
und ein auf das eben beschriebene Fest bezugnehmendes religiöses
Schauspiel von der studierenden Jugend aufgeführt wurde. Nach dessen
Beendigung setzte sich der Zug in folgender Ordnung in Bewegung. Den
Anfang machte die deutsche Schuljugend mit ihrer Fahne, ihr folgten
die eingepfarrten Dorfschaften Albenreut, Treunitz, Lohma,
Trebendorf, Nebanitz, Mühlessen, Frauenreut und Mühlbach. Nun kamen
in ihrer Ordnung die lateinische Bruderschaft Unserer lieben Frau
mit ihrer Fahne, Umbelle und dem Bildnis Mariä, die Stadt- und
Kirchenmusiker, die Glieder des Ordens des Hl. Franziskus und des
Dominikanerordens. Nach diesen Religiosen folgten 40 schön
gekleidete Knaben, vier und vier, in deren Mitte die Statuen des Hl.
Niklas und der Hl. Elisabeth, als Patronen der Pfarrkirche,
getragen wurden, darauf die Kuratgeistlichkeit im Kirchenornate und
darnach der Reliquienkasten mit dem Hl. Leichnam, von acht Priestern
getragen, welchem der Stadtmagistrat, der Adel, die Bürgerschaft,
Bruderschaften und endlich die übrigen andächtigen Teilnehmer des
Umganges folgten.. Während der Prozession wurde mit allen
Turmglocken geläutet. Auf dem Ring stand die Stadtgarnison mit
fliegender Fahne unter klingendem Spiele in Gewehr. Die Prozession
nahm ihren Weg durch die vornehmsten Gassen über den Stadtring in
die Pfarrkirche, wo die heilige Reliquie auf dem dazu bestimmten
Altar beigesetzt wurde. Den Beschluss dieser erhebenden
Feierlichkeit machten eine Lobpredigt und ein feierliches
Hochamt mit dem ambrosianischen Lobgesänge."
- Ausführlicheres über
das aufgeführte „religiöse Schauspiel“ findet sich in „Salomon
Grubers Chronik“:
„An
den Fest selbsten hat sich gleich bey Anbrechenden Tage sowohl das
Stadt als land Volk aus allen Kirchspielen in grosser Menge in
alhiesiger Pfarr Kirche versamlet, und nach gehaltener Fruh-Meß und
Fruh-Predig, ist solches von da aus processionaliter hinauf
vor das Rathhauß gezogen; es ware aber bey diesen ein Theatrum, oder
Schaubühne aufgerichtet, und auf solcher von der alhier studirenden
Jugend dem versamleten Volke eine kleine Comoedi in teutscher
sprache vorgestellet, dero Inhalt ware folgender: I. Aufzug. Das
christliche Rom deren alten Christen heltenmuth als welche so
ritterlich, und in so grosser Menge den Christlichen glauben durch
allerley Marter gattung verfochten, das Römische gebiethe mit ihrem
blute befruchtet, und ihren Gebeinen geheiliget haben. II. Aufzug.
Die Seelen deren heiligen Martyrer frohlocken ob ihrer ewigen
glückseeligkeit, erinnern doch dabey, wie ihre gebeiner in denen
Römischen Freydhöfen und Krufften schon so viele Jahre unbekannter
liegen, verlangen aufgehoben und denen Christen zum besten in alle
länder vertheilet zu werden, welches zu bewerkstelligen der
römischen Clerysey anbefohlen wird. III. Aufzug. Diese füllet
das Apostolische Sacrarium oder Heiligthums Kamer mit aus
unterschiedlichen Freydhöfen erhobenen Heiligenleibern an, welche
der Römische Stuhl unterschiedlich geistlich- und weltlichen
Ständen, und Städten vertheilet; Ihro hochfürstliche Eminenz dem
Herrn Kardinal von Kollonitz kommet der leib des heil. Martyrers
Vinzentij zu Theil, welche (sic!) seine Eminenz der Stadt Eger
verehret. IV. Aufzug. Die länder, Berge und Wälder, Felsen und
Bäume, durch welche der heilige leib des heil. Vincentij geführet
wird, frolokken und erfreuen sich wegen eines so werthen Gastes
Ankunfft und durchzuge, begleiden ihm mit singen, Tanzen, und
dergleichen Jubelzeichen bis an ihre gränze. V. Aufzug. Eger rnachet
Anstalt einen so heiligen gast zu empfangen, ruffet alle heilige
Stadt Patronen, und deren Junwohner Schutz Engel zusamen, den heil.
Vincentium zu bewilkornmen. VI. Aufzug. Das Egerische Rathhauß saget
dem heil. Vincentio demüthigen Danck, dass er in alldasiger capell
einige Zeit gewohnet hat, bittet um Seegen, Schutz und Schirm für
sich und die ganze Bürgerschafft, ermahnet auch alle, dass sie nicht
allein an den heutigen Tag die heil. Reliquien mit größter Andacht
begleiden, sondern auch hinfüro zu ewigen zeiten den heil.
Vincentium als ihren Schutz Patron verehren sollen“.
Soweit zu den
feierlichen Anfängen der Verehrung des hl. Vincentius in Eger und
den umliegenden Pfarrgemeinden. Ob der Umzug von da an beibehalten
wurde oder ob das Vinzenzifest in den nächsten 50 Jahren nur in der
Kirche selbst gefeiert wurde, wissen wir nicht, ebenso wenig seit
wann dieser festliche Umzug, der den Mittelpunkt des Egerer
Erntedankfestes bildete, auf den letzten Sonntag im August verlegt
wurde (Birnsonntag).
Erst aus in einem
Bittgesuch des Magistrats an das bischöfliche Konsistorium in
Regensburg vom 30. Juli 1746 wird wieder Näheres über die
Vinzenziverehrung bekannt.
In dem Bittgesuch
schreiben die Egerer, dass die Stadt und der ganze Bezirk die
schweren Heimsuchungen des letzten Krieges - gemeint ist die
Besetzung und Ausplünderung der Stadt durch die Franzosen während
des Österreichischen Erbfolgekrieges - einigermaßen glimpflich
überstanden haben. Sie verdankten dies „nebst der allerhöchsten
göttlichen Majestät, auch der großen Fürbitt der hiesigen heiligen
Stadt-Patronen, insonderheit aber des heyl. Märtyrers Vincentii,
dessen heil. Leib wir hierorts zu verehren haben“. Dafür fühlten sie
sich zu einer immerwährenden Danksagung verpflichtet. Sie hätten
sich deshalb vorgenommen, „das den letzten Sonntag des Monats
Augusti einfallende festum des gedachten hiesigen heiligen
Stadtpatrons Vincentii Jahr zu Jahr mit hiesigen eingepfarrten
Bezürcks-Inwohnern mittelst Anstellung einer solennen Procession,
bey welcher der heil. Leib mehrgedachten heil. Stadtpatrons
Vincentii herumbgetragen wird, feyerlichst zu begehen“. Sie
hätten diesen „speziellen Devotionsakt“ auch schon „die verflossene
beede Jahre hindurch“, seit der Krieg zu Ende war (1744), ins Werk
gesetzt. Die Pfarrer der Egerer Dorfschaften mit ihren Pfarrkindern
hätten sich auf die an sie ergangene Einladung hin zur Prozession
eingefunden und so mitgeholfen, die „Solennität“ (Festlichkeit) zu
begehen. Weil die Egerer nun „mit sothaner specialen Andacht
beständig zu continuiren gedenken“, richte man an das bischöfliche
Konsistorium die Bitte, dies zu gestatten und die Pfarren des
hiesigen Bezirks zur Teilnahme an diesem „Danksagungsfest“ für den
Stadtpatron offiziell zu verpflichten.
Es ist nicht zu
bezweifeln, dass der Magistrat eine zustimmende Antwort aus
Regensburg erhalten hat und man wohl davon ausgehen kann, dass die
Prozessionen über den Marktplatz und die Hauptstraßen erst seit
1744 wieder stattgefunden haben.
Da
der Legende nach an dem Tag, an dem die Reliquie von Rom bzw. Wien
kommend in Eger eingetroffen war, eine „da herrschende Pest“
schlagartig aufhörte, kamen die Gläubigen in allerlei die Gesundheit
betreffenden Anliegen , bevorzugt bei ansteckenden Krankheiten und
bei Kopfschmerzen (Kopfreliquie!), zu seinem Heiligtum in St.Niklas.

Der von der
Fleischerzunft gestiftete Vincentiusaltar trägt die Inschrift „veni,
vidi, vici“- eine Anspielung freilich auch auf den
charakteristischen Katakombenheiligen-Namen Vincens = der Siegende-
und nicht nur im Hinblick auf den Sieg über die Pest. Über dem
Reliquienschrein, der bei der Vinzenziprozession mit durch die Stadt
getragen wurde, steht der hl. Vincentius, flankiert von zwei
Heiligen; unter dem Altartisch ist das Zunftzeichen der
Altar-Stifter, der Egerer Fleischerzunft und das Egerer Stadtwappen
angebracht. Der Altar kündet auch heute noch von der
Jahrhunderte langen deutschen Vergangenheit Egers.
Vor allem war Vinzenz
aber der Stadtheilige; das unterstreicht auch das bei zu seinen
Ehren abgehaltenen Andachten gern gesungene vielstrophige
Vinzenzilied, dessen sechste Strophe lautet:
Beschütze Eger,
Stadt und Land, o Schutzpatron,
vor Hunger, Pest
und Feuersbrand, o Schutzpatron!
0 Vizenzi, o
Vizenzi, o Vizenzi, Schutzpatron!
Sein Feiertag war ein Stadtfest, das trotz der solennen
Prozession nicht eigentlich als Wallfahrt zu bezeichnen ist.
Es gibt zahlreiche
Berichte über den Verlauf des Festes, das immer am letzten Sonntag
im August begangen wird. Prominentester Berichterstatter ist wohl
J.W.Goethe, der dieses typische egrische Stadtfest schon als
Erntedankfest miterlebt hat.
Johann Wolfgang Goethe
weilte wiederholt in Eger, das erste Mal vermutlich im Jahre 1785
auf seiner Reise nach Karlsbad oder im September 1786, als er von
Karlsbad kommend über Bayern und Tirol nach Italien reiste. Damals
bemerkte er übrigens, dass Eger unter demselben Breitengrad liege
wie seine Vaterstadt Frankfurt. Immer wieder übten die drei
Egerländer Weltbäder Franzensbad, Karlsbad und Marienbad eine
besondere Anziehung auf ihn aus, äußerte er sich doch einmal,
er würde drei Orte zum ständigen Wohnsitz bevorzugen: Weimar,
Karlsbad und Rom. Und so lag es nahe, auch Eger öfter aufzusuchen,
zumal er hier in Magistratsrat Grüner, in Karl Huß, dem letzten
Egerer Scharfrichter, dessen reichhaltige Münzen- und
Antiquitätensammlung Goethe besonders gefiel, und in dem
musikverständigen Ratsherrn Gabler von Adlersfeld eine ansprechende
Gesellschaft fand. Goethes Tagebücher geben viele Eintragungen
wieder, aus denen man entnehmen kann, wie er häufig, begleitet von
Magistratsrat Grüner, die engere und weitere Umgebung Egers in
vielen Einzelheiten kennen lernte.
Einen besonderen
Eindruck machte auf ihn das Egerer Stadtfest mit der
Vinzenziprozession, das er in seinen Tagebuchaufzeichnungen
vom 26. August 1821 und vom 25. August 1822 schildert:
"Eger 26. August 1821.
St. Vincenzitag, großes Fest in Eger. Mit Polizeirath Grüner auf den
Ring und in die Hauptkirche gegangen; Die Stadt sehr lebhaft,
die Prozessionen von neun Pfarreien mit ihren untergeordneten
Ortschaften zogen von 7 Uhr an einzeln in die Stadt, in die
Hauptkirche, von wo aus um 10 Uhr die große Prozession ausging. In
langen Reihen, erst die Schulmädchen, dann die Schulknaben, ferner
die Gymnasiasten, darauf die Handwerker mit ihren Fahnen, die
Schützenkompagnie, die Geistlichkeit, auch Mönche, zuletzt der
Dechant, welcher den mit Perlen und Edelsteinen eingehüllten Schädel
des Heiligen Vincenz trug, sodann Rat und Honorationen. Zuletzt ein
Schwall von Männern, alle Dorfschaften waren zusammengeschmolzen,
sowie zuletzt auch ein gleicher Strom von Weibern, den Kopf
meistenteils mit einer seltsam gekniipften Serviette ausgeputzt.
Dieses allgemeine Volks- und Stadtfest war vom schönsten
Sonnenschein begünstigt .
Nachdem alles
auseinander gegangen, blieb die Menge noch truppweis stehen,
versammelte sich aber um die Wagen voll Birnen welche von Bayreuth
und aus dem Saazer Kreis her zu diesem Feste gekommen waren.
Vor allem wäre zu
sagen, dass Eger einen der schönsten Marktplätze hat, der Ring
genannt, zwar ansteigend, aber durchaus mit schönen Gebäuden
umgeben. An der einen Seite dieses Platzes zog die Prozession
herauf, verlor sich in anstoßende Straßen, kam aber unten wieder
hervor, um den ganzen Raum zu umgehen, welches sich sehr gut
ausnahm“.
Als ein weiterer
Berichterstatter soll der Liedersammler Albert Brosch zu Wort
kommen. Hier, seiner Liedersammlung entnommen, das von ihm
aufgezeichnete Vinzenzilied und sein Bericht:
„Egerer
Vinzenzi-Prozessionslied
Aufgezeichnet von Albert
Brosch, Eger 1940, Vorsänger: J. Gottfried.
(aus: Albert Brosch, der
Liederschatz des Egerlandes, Band III, S 243 f )
1. Wir kommen nun von weitem her, o Schutzpatron
Und singen Dir zu Lob und Ehr, o Schutzpatron !
Refrain: O Vi(n)zenzi, o Vi(n)zenzi, o Vi(n)zenzi Schutzpatron !
2. Zum Wohnsitz hier bist Du bestellt
und diesen Ort Dir auserwählt. Refrain:
3. In der Not, da steh uns bei.
Von allem Uebel mach uns frei! Refrain:
4. Hör unsre Seufzer an,
Dass Gott bestimmt uns helfe dann! Refrain:
5. Nothelfer für uns Du nun bitt,
Dass Gott uns dann den Frieden gibt. Refrain:
6. O beschütze Stadt und Land
Vor Hunger, Pest und Brand. Refrain:
(Dafür auch: 6. Beschütze Eger, Stadt und Land, Erlöse es aus
Feindeshand! )
7. Du erhabner Glaubensheld,
Gott hat Dich so hoch gestellt! Refrain:
8. Ich komm mit meinem Kreuz und Leid
Und suche bei Dir Trost und Freud. Refrain:
9. Bitte Lass das Hoffnungslicht
Wie durch jedes Dunkel bricht. Refrain:
10. Zu Dir schick' ich nun meinen Gruß
Und fall in Demut Dir zu Fuß. Refrain:
11. Deine Fürbitt ruf ich an,
Hilf, dass ich Dir folgen nun kann! Refrain:
12. Dass mein Herz so treu vertraut
Wie mir klar Dein Auge schaut. Refrain:
13. Bitte, dass mein Glaube steh
Fest und froh in Kampf und Weh. Refrain:
14. steh uns bei am letzten End
Und bringe uns das Sakrament. Refrain:
15. Sprich: Es gibt kein Trauern mehr,
Sieh, Dich ruft der Vater her. Refrain:
16. Komm mit den Schutzengeln all
Und führe uns in den Himmelssaal! Refrain:
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Inhaltsverzeichnis]
Am Vinzenzisonntag, das
war der letzte Sonntag im August, fand in Eger das „Fest“ statt.
Vormittags war kirchliche Feier, zu der die Bewohner der umliegenden
Dörfer (Stadt - Egerer Patronat) mit ihren Kirchenfahnen
anrückten. Bei der die Kirchenfeier abschließenden Prozession am
Marktplatz wurde unser Lied gesungen. Der Marktplatz bot ein buntes
Bild: Rund herum zog die Prozession und in der Mitte waren
zahlreiche Verkaufsstände mit Obst und Süßigkeiten. Nach Schluß des
Umzuges stürzte sich alles, Groß und Klein zu den Obstbuden und von
den vielen Birnen, die da gekauft wurden, hieß der Tag auch
„Birnsonntag“. Nachmittags war das Volksfest auf der „Pröllwiese“.
Die Weise des
Vinzenziliedes war sehr beliebt und im ganzen Egerland bekannt; ich
habe aber nirgends eine Aufzeichnung davon gefunden.
Weil, wie gesagt, der
Marktplatz mit Obstständen gefüllt war, wurde das Lied auch
parodiert:
O Vizenzibirn,
Enk mou ma ojastiern.
Wal(d)s sua schäina råuta Backla håuts!
Und auf ältliche
Jungfrauen:
0 Vinzenzi Schurzbandlmoa(n)!
(gesprochen):
B'scher ma a ran Moa(n)!
Zur Weise vgl. „Ditfurt“
I/153, S.44. Gleiche Weise haben 1252 (Maria Kulm-Einzugslied),
1294 (Kappl bei Waldsassen - Zur hl. Dreifaltigkeit)“.
So
weit der Liedersammler Albert Brosch.
Der Verlauf des Festes,
war über die Jahrzehnte hinweg immer gleich. Am Vormittag
große Prozession und Gottesdienst, wobei der Mittelpunkt der
Reliquienschrein mit dem Haupt des Vincentius war. Am Nachmittag,
Festzug mit Musik, Trachtengruppen, Motivwagen und anschließenden
Festtreiben auf der Brühlwiese (Pröll), der Endstation des
Festzuges.
Mit dem Krieg und endgültig durch
die Vertreibung 1945/46 endet die Tradition des Vinzenzifestes in
Eger jäh und für immer.
[zum
Inhaltsverzeichnis]
Das „Fest“ nach 1945
Mit dem Krieg und
endgültig durch die Vertreibung 1945/46 endet die Tradition des
Vinzenzifestes in „Stadt und Land Eger“, nicht aber bei den
Egerländern. Obwohl die „Neuen Herren“, unsere Vertreiber,
gern und sehr viel von uns Geschaffenes als ihre Errungenschaft
übernommen haben, die Reliquie und das damit verbundene „Fest“ blieb
bis heute unangetastet, wohl nicht zuletzt wegen der geringen Zahl
Katholiken, gläubiger Katholiken in „Cheb“ und dem gar zu sichtbaren
deutschen Charakters des Festes.
Die Tradition dieses
ältesten, in seinem Sinn und Wesen unversehrt gebliebenen
kirchlichen und volkstümlichen Festes fortzuführen, wurde Aufgabe
der Vertriebenen Egerer und Egerländer, nachdem sie den ersten durch
die Vertreibung erlittenen Schock einigermaßen überwunden hatten.
Auf diese Weise wurde ein Stück friedliche Vergangenheit
in die Zukunft getragen, in der die Egerländer Volkskultur in allen
ihren Erscheinungsformen lebendige Erinnerung und gelebte
Wirklichkeit bleiben soll. An den neuen Orten, in Schirnding seit
1949 und in Wendlingen am Neckar seit 1952, wurde das Vinzenzifest
wieder zum „Stadtfest“. Durch die sich ändernten Zeiten, andere
Menschen und die neue Umgebung, hie und da in etwas geänderter Form,
im Kern aber das Vinzenzifest,- am Vormittag Prozession mit
Gottesdienst, am Nachmittag Festzug und Festtreiben mit
Vinzenzi-Markt.
Das Fest war, wie alles
Lebendige, einem langsamen aber stetigen Wandel unterworfen,
nach 1945 aber erfolgte, bedingt durch die Zeitumstände, ein jäher
Wandel des Vinzenzifestes.
Aus dem, zu Beginn rein
kirchlichen Fest, aus dem später zugleich das Erntedankfest, der "Birnsunnta"
wurde und zunehmend auch säkulare Züge annahm, wurde jetzt als
dritte Komponente die Vertreibung, das erlittenen Unrecht in
verschiedener Form in den Festverlauf aufgenommen. Die Änderungen
der letzten 50 Jahre, die nicht minder einschneidend waren,
erfolgten eher schubweise (so paradox es ist, seit Anfang der 80iger
Jahre gibt es parallel zur Festmesse einen evangelischen
Gottesdienst. Seit Öffnung des eisernen Vorhangs nimmt eine
Abordnung der Stadt „Cheb“ mit dem jeweiligen Oberbürgermeister an
der Spitze, am gesammten Fest, auch der Prozession teil).
An einigen Daten soll
die Weiterentwicklung und, wie schon gesagt, auch manche
Veränderung des Festverlaufes und seines Inhaltes für Wendlingen am
Neckar aufgezeigt werden.
Vorher aber ein Bericht
(„Eghalanda Bundeszeiting“, 1. Jahrgang, Folge 2, 1950, Seite 17.)
vom „Birnsunnta“ in Schirnding, der die Änderung zu den Festen in
Eger sehr deutlich zeigt:
2. Egerer Birnsunnta in Schirnding
„Am 26. und 27. August
fand der 2. Birnsunnta in Schirnding bei Eger statt. Wir
entnehmen der Egerer Zeitung folgenden Bericht:
Am Bahnhof Schirnding
empfing eine starke Musikbande jeden eintreffenden Zug der Festgäste
mit dem Egerländer Marsch. Am 26. rollte ab 14 Uhr alle 30 Minuten
ein Autobus zu den Blickpunkten in die verlorene Heimat. - Am
Festabend begrüßte Dr. Zechel, Bundesverkehrsminister Vetta Dr.
Seebohm, dann die M. d. B., Dr. Zawadil (Olrnütz) und Weikert,
Vertreter der Regierung von Oberfranken, des Landkreises
Wunsiedel mit Landrat Zeitler ...
Dem Festabend (gestaltet
vorn Schirndinger Gesangverein, Turnverein Schirnding, Musikverein
und Vetta Fritsch Benno), lief ein Volksturnsabend im großen
Festzelt parallel (Gestaltung: Jugendgruppen Wunsiedel, Arzberg,
Hohenberg, Schirnding; Klofat, Doll Voit).
Am nächsten Tag trafen
die Festzüge ein; bis aus Salzburg und bis aus Freiburg i. B. kamen
unsere Landsleute an die Grenze. Den katholischen Festgottesdienst
(Mundartpredigt von Hw. Pfarrer Kaas, Wondreb) besuchten 5000
Personen. In der Turnhalle versammelten sich die Kunstfreunde beim
Konzert der Bayreuther Syrnphoniker (Musikdirektor Thamm). Das
Konzert wurde durch die großzügige Unterstützung von Direktor Heinr.
Seltmann ermöglicht. Am Nachmittag fand der Festzug statt, in dem
sich die einzelnen Gruppen übertrafen. BM. Dr. Seebohm hielt die
Festansprache und forderte die Rückgabe der Heimat. Mit dem
Deutschlandlied fand diese Kundgebung ihren Abschluss. Nun
sprach Lm. Maas zu den Landsleuten und stellte nochmals unser Recht
auf das Egerland und das übrige Sudetenland heraus. Es erklang der
73er. Nun überreichte die Eghalanda Gmoi z Bayreuth BM Dr. Seebohm
die Urkunde, die ihn zum Ehrenbürger der Grnoi und damit zu unserem
Vetta ernennt. - Am Birnsunnta sollen 15000 Landsleute versammelt
gewesen sein, ein Zeichen für die Volkstürnlichkeit und die
Bedeutung dieser grenznahen Veranstaltung“.
Ergänzt wurde der
Bericht durch ein Foto. „Birnsunnta in Schirnding“. Festwagen
„Eiserner Vorhang“ (nach West Getreide und Früchte, hinterm Vorhang
Dornen und Disteln).
Man sieht aus dem
Bericht schon die neue Richtung des Festverlaufes, der mit
Wendlingen in etwa identisch ist.
In der Chronik zum
50.Jubiläum der Gmoi Wendlingen steht zum
1.Vinzenzifest in Wendlingen:
.......Es war ja erst
wenige Jahre her, dass aus allen Kirchensprengeln des Egerlandes die
farbenprächtigen Trachtengruppen zum Vinzenzifest in die alte
Reichsstadt Eger geeilt waren. Solche Erlebnisse vergißt man nicht.
Mit großem Elan machte sich die Gmoi an die Verwirklichung. Als
Zeitpunkt wurde der 30. und 31. August 1952 anberaumt. Was man in
der Einladung schrieb, klang gleichzeitig unendlich traurig: „Wir
richten an Euch die Bitte und Aufforderung: Egerländer, kommt nach
Wendlingen am Neckar und erlebt an diesen Tagen, wenigstens einmal
im Jahr, ein Stück Heimat.“

Am
Samstagabend begann das Fest in der bunt geschmückten Turn- und
Festhalle Unterboihingen. Umringt von den Fahnen des Egerlands mit
einem großen Transparent das das Egerland zeigte, hing der
Wahlspruch „Füa(r) unna Håimat åll's“. Auf der Bühne stand die
Trachtengruppe des Bayernvereins Bavaria aus Kirchheim/Teck, die
Dudelsackmusik der Egerländer Gmoi Stuttgart und die eigene
Trachtentanzgruppe. Die Orchestervereinigung
Wendlingen-Unterboihingen eröffnete den Abend mit dem Egerländer
Marsch. Das eigentliche Programm bestritten dann die Dudelsackmusik
aus Stuttgart, das Duett Helm-Rödl, die Schuhplattler vom
Bayernverein und die eigene Tanzgruppe.
Der
Festsonntag begann mit sechs Böllerschüssen um 6 Uhr morgens. Um 8
Uhr trafen die ersten auswärtigen Gäste ein, mit dem Frieden in der
Festkanzlei in der Gaststätte Bären, dem Gmoilokal, war es nun
vorbei. Ununterbrochen gaben sich die Vertreter der Gmoin und
Vereine die Klinke in die Hand. Alle sammelten sich
um 10 Uhr bei der
Unterboihinger St. Kolumbankirche. Als die Glocke 10.30 Uhr schlug,
setzte sich eine feierliche Prozession in Bewegung, an der Spitze
die Kleinsten, die Erntekrone schwebte über den Köpfen, gefolgt von
vier Geistlichen. Dahinter der Zug der Trachtengruppen, anschließend
die einheimische Bevölkerung. An einem viel bewunderten, eigens
aufgebauten Altar, fand nun eine Pontifikalmesse statt. Gegen Ende
der Messe verfinsterte sich der Himmel und ein Gewitter entlud sich.
Das Fest fiel aber nicht
ins Wasser, mit halbstündiger Verspätung konnte der Festzug um 14
Uhr beginnen. Zwei Autos mit den Ehrengästen an der Spitze, gefolgt
vom Musikverein Wendlingen, nahm der Zug seinen Weg von der
Goethestraße zum Festplatz in Unterboihingen. Auf dem Festplatz
konnte Festleiter Toni Rödl zunächst die Ehrengäste willkommen
heißen: Landrat Dr.Schaude, Bürgermeister Kaiser und den
Bundesvüarstäiha des Bundes der Egerländer Gmoin, Ernst Bartl. Nicht
weniger herzlich wurden die teilnehmenden Vereine willkommen
geheißen: Die Bayernvereine von Göppingen, Esslingen und
Kirchheim/Teck sowie die Egerländer Gmoin von Stuttgart, Beuren,
Kirchheim/Teck, Schwäbisch Gmünd, Kornwestheim und Plochingen.
Landrat Dr. Schaude ergriff nun das Wort, hob die Verbundenheit
zwischen Schwaben und Egerländern hervor und legte allen Anwesenden
die gegenseitige Achtung der eigenen Traditionen ans Herz.
Bürgermeister Kaiser begrüßte insbesondere die zahlreich
erschienenen Altbürger und gab der Hoffnung Ausdruck, dass schon in
wenigen Jahren nicht mehr zwischen Altbürgern und Neubürgern
unterschieden werde, es vielmehr nur noch Bürger heißen werde. Es
folgten verschiedene Darbietungen, anschließend konnten sich die
Gäste auf dem großen Jahrmarkt am Festplatz ergehen.
Ab
20.30 Uhr spielten zwei Kapellen zum Tanz auf, Ernteschlußkränzchen
wurde dies genannt.

In der Summe konnte man nach getaner Arbeit feststellen: Man
hatte mutig begonnen, bis an die Grenzen der Anspannung gearbeitet,
und man hatte Erfolg. Zwar ging noch manches schief und immer wieder
mußte improvisiert werden, der Anfang aber war gemacht. Mancher
Ehrengast ließ sich diesmal noch entschuldigen, viele Gmoin hatten
andere Termine oder scheuten den Aufwand der Anreise angesichts der
Ungewißheit, was da nun in Wendlingen am Neckar tatsächlich
zusammenkam.
Hier jetzt die wichtigsten Unterschiede zu „vor dem Krieg“:
Statt der im Egerer Land
gelegenen Kirchspiele Albenreut, Treunitz, Lohma, Trebendorf,
Nebanitz, Mühlessen, Frauenreut und Mühlbach kommen jetzt die
Egerländer Gmoin aus Baden-Württemberg und dem angrenzenden Bayern,
Abordnungen der Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Schlesier,
Schönhengstgauer und andere Vertriebenen-Landsmannschaften und nicht
zuletzt die den Egerländern verbundenen bodenständigen Heimat-
und Trachtenvereine, die örtlichen Vereine und heute
selbstverständlich, die Bevölkerung aus Wendlingen und Umgebung.
Das Fest ist nicht mehr
nur auf den Sonntag beschränkt, sondern beginnt bereits am Freitag
und dauert bis Montag. Für die Predigt stellte sich so gut wie immer
ein hochrangiger Geistlicher Herr zur Verfügung. Die Vorbereitung
der Pontifikalmesse lag von Anfang an in den Händen des jeweiligen
Unterboihinger Pfarrers, die sich alle sehr um die Sache
bemühten und ohne deren Einsatz nd Hilfe das Fest vom Anfang an zum
Scheitern verurteilt gewesen wäre. Dazu kommt am Sonntag nach
dem Gottesdienst die Ansprache eines Politikers, meistens einem
Mitglied der Landes - oder Bundesregierung, entweder der Schirmherr
des Festes selbst, oder sein Vertreter. Auch Vertreter aus Bonn oder
z.B. der tschechische Botschafter waren die Festredner; die Auswahl
geht quer durch alle Parteien.
(Deshalb muß die von
einem Herrn Habl an der Uni Bayreuth angefertigte Studienarbeit über
das „Fest“ nach der Vertreibung, größtenteils als falsch bezeichnet
werden. Dort wird die These aufgestellt, dass das Fest politisch
rechtslastig sei, von uniformierten Teilnehmern ist die Rede
(gemeint ist die Tracht) und ähnliche unhaltbare Theorien werden
entwickelt. Die Arbeit zielt ganz in die Richtung, die man
auch von einem großen Teil der Presse gewöhnt ist, der Versuch die
Vertriebenen immer wieder in die rechte Ecke zu stellen. Dies war
besonders zur Zeit, als Minister Dr. Seebohm ständiger Gast beim
Vinzenzifest war, immer wieder der Fall. Leider wurde weder von
Seiten unseres Bundesvorstandes noch des Landesvorstandes etwas
dagegen unternommen, obwohl entsprechende Hinweise auf die Arbeit
erfolgt sind. Doppelt traurig ist diese Angelegenheit, da
die Grundlagen für die Studienarbeit mehr oder weniger von der
Egerland-Bücherei geliefert wurden und die damalige Leiterin des
Egerlandmuseums, als Betreuerin noch Schützenhilfe leistete).
Parallel zum „Fest“
läuft ein umfangreiches Kulturprogramm, mit Ausstellungen,
Konzerten, Festvorträgen namhafter Autoren. Wichtig war am Anfang
und zu einem gewissen Grad auch heute noch, das
„Wiedersehen-Treffen“ der Teilnehmer, die oftmals von weit her kamen
um Freunde und Nachbarn von Daheim zu treffen und mit ihnen für ein
paar Stunden im gemeinsamen Gespräch, die Gegenwart zu vergessen und
Mut für die Zukunft zu schöpfen. Manches Schicksal verschollener
Landsleute wurde dabei geklärt.
Seit den 90iger Jahren
war das Fest ein vielversprechender Anfang einer Verständigung mit
den Nachkommen unserer Vertreiber; leider blieb es mehr oder weniger
ein Versuch, der in seinen Anfängen stecken blieb, -es ist nicht
unsere Schuld.
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Im Folgenden werden einige wichtige Daten der „Feste“ nach 1945
festgehalten
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1.
Vinzenzifest in Eger am 6. Dezember 1693:
18. Oktober 1693,
Reliquie von Wien nach Eger überführt, Beisetzung in der
Rathauskapelle, 6. Dezember1693, am Gedenktag des Patronatsheiligen
St. Niklas, feierliche Überführung in die Stadtkirche.
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1. Vinzenzifest
nach der Vertreibung:
28.8.1949 in Schirnding, = 256 Vinzenzifest
31.8.1952 in Wendlingen a.N. = 259 Vinzenzifest
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2. Vinzenzifest,
30. August 1953:
Die Egerl.Gmoi und damit
die Stadt Wendlingen erhält auf Betreiben von Landrat Dr.Schaude die
Genehmigung zur Abhaltung eines sonntäglichen Vinzenzimarktes und
damit das Marktrecht, befristet auf 5 Jahre.
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3. Vinzenzifest, 30.
August 1954:
Widerstand gegen den
Markt am Sonntag regte sich in einem Teil der Bevölkerung, auch von
Seiten des Evangelischen Pfarrers von Wendlingen, Ernst Fischle. Der
Unterboihinger Pfarrer Hug ergriff in seiner Predigt vor 2500
Gläubigen am Sonntag, Partei für die Egerländer und den Markt am
Sonntag; er nannte die Kritiker „Kleingeister“, die sich vor dem
Wert anderer Traditionen Verschließen würden, das sei keine
christliche Gesinnung, sondern ein Armutszeugnis. Die Befristung
wurde aufgehoben, der Markt blieb den Wendlingern bis heute
erhalten und ist nach 50 Jahren größer denn je!
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4. Vinzenzifest,
30. August 1955:
Es wurde das Jahr des
eigentlichen Durchbruchs des Vinzenzifestes und setzte in vielerlei
Hinsicht neue Akzente, trotz der Tatsache, dass einheimische
Vereine, wie etwa der Musikverein Wendlingen, demonstrativ
absagten.
Erstmals begann man
bereits am Samstagnachmittag, erstmals ist eine Ausstellung mit sehr
hohem Niveau Bestandteil des Festes. Otto Zerlik und Medizinalrat
Dr.Hochsieder eröffnen in der Behrkantine die Ausstellung
"Sudetendeutsche Weltbäder". Die musikalische Umrahmung hatte die
Orchestervereinigung Wendlingen-Unterboihingen übernommen mit der
der Symphonie in G-Dur von Christopf Willibald Gluck und dem
Kaiserquartett von Joseph Haydn.
Zwei Besonderheiten
verliehen dem Festgottesdienst am Sonntag einen eindrucksvollen
Rang: Zum einen war das die Festpredigt von Prof. Dr. Prokop, Abt
von KlosterRohr (früher Braunau /Sudetenland), dem es gelang, in
gänzlich freier Rede die Kultur des Egerlandes in Kernsätzen
zusammenzufassen. Ein Egerländer verlöre seine Heimat nie ganz, weil
er seine eigentliche Heimat in sich habe. Ihre ganze Kultur wurzele
in einer entschiedenen christlichen Grundhaltung, die jedem
Egerländer eigen ist.
Zweitens war es die
Tatsache, wie ein aufmerksamer Beobachter feststellte, dass bei der
gemeinsam gesungenen Deutsche Messe von Schubert, zum Erstaunen der
Einheimischen, die Egerländer kein Textblatt benötigten.
Am Festzug nahmen
neben anderen Ehrengästen der Landrat Dr.Schaude, BM Kaiser und
Bvst. Ernst Bartl teil, gefolgt von 400 Trachtenträgern, davon
120 Egerländer.
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5.
Vinzenzifest, 30. August 1956:
Mit
Bundesminister Dr. Hans Christoph Seebohm konnte man erstmals einen
hochkarätigen Gast aus den Bonner Regierungskreisen begrüßen. Der
Minister reihte sich, von der Autobahneröffnung in Baden Baden
kommend, spontan in den Festzug ein.

In seiner Rede im
Festzelt, dachte er an die vergangenen Hungerjahre und dankte er für
die Ernte. Die Egerländer hätten sich zwar eine neue Heimat
geschaffen, aber Trost spende die Bibel. Er erinnerte an die Söhne
Israels die aus der Heimat vertrieben, erst nach sieben
Jahrzehnten hätten dorthin zurückkehren können. Gottes Zeit könne
eben lange wären aber Gerechtigkeit werde einst auch den Egerländern
widerfahren und dann würden die Glocken von St.Niklas zu Eger auch
ihnen wieder wie einst zum Erntedankfest läuten.
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10. Vinzenzifest, 30.
August 1961:
Das 10.Vinzenzifest war
„der“ Höhepunkt! Pontifikalmesse und Predigt hielt Abt Petrus
Möhler, em. Abt des Stiftes Tepl, ehemals der ranghöchste Geistliche
des Egerlands, begleitet von Pfarrer Niedermaier Wendlingen.
Hauptredner war Dr.Josef
Stingl (Maria Kulm), der seine Rede zum größten Teil in Mundart
hielt.
Die
neue Gmoifahne wurde geweiht; Fahnenpatin ist Mouhm Rosa Rödl und
die Ausstellung „Alt Eger“ wurde gezeigt.
Ehrengäste waren der
Stv.BM. der Stadt Wendlingen am Neckar, Dipl.-Ing. Walter Aldinger
(Für den erkrankten BMKaiser), Landrat Dr.Schaude, MdB Ernst
Paul (SPD), MdB Thomas Ruf (CDU) und Staatssekretär Sepp Schwarz von
der Landesregierung. Vom BdeG. kam Vorstandsmitglied Vetter
Hans Ströher mit seiner Mouhm Mizzi, Landesvüarstäiha Hessen, Vetter
Fiebiger, Bundesümgöldner Vetter und Mouhm Mädler, und der Leiter
der Studienbücherei, Vetter Std.Prof.Lois Eisner.
Der
eigentliche Höhepunkt aber war am Montag; - Ein fünfstündiges
Konzert mit dem damals schon legendären Egerländer Ernst Mosch und
seinen original Egerländer Musikanten. Als Dr.Schaude den Egerländer
Marsch dirigierte, war das Festzelt mit mehr als dreitausend
Menschen brechend voll und polizeilich gesperrt, es verlief alles
aber ganz normal. Doch als dann die Musiker für den Landesvorsteher
Toni Rödl das Egerländer-Lied: "Ei Tone, ei Tone", intonierte, singt
alles ausgelassen mit, das Lied wird zum Schlager das Tages.
Es wurden über 30 000
Besucher gezählt, ein Ausbau des Vinzenzifestes schien kaum mehr
möglich.
Die
folgenden Feste hatten zwar auch ihre Höhepunkte, sei es eine
besondere Ausstellung, ein prominenter Geistlicher als Prediger für
die Messe und ein ebenso prominenter Gastredner für die
Patenschaftsrat-Sitzung, usw., einige sind aber doch ausführlicher
zu erwähnen, da sie zur weiteren Konsolidierung des Festes
beitrugen.
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15. bis 51. Vinzenzifest
Es war das 15.
Vinzenzifest mit der Patenschaftsübernahme, das 19.
Vinzenzifest mit der Eröffnung der Egerländer Heimatstube, das 24.
Vinzenzifest mit „10 Jahre lebendige Patenschaft“, das 25. Fest mit
der Einweihung der Vinzenzikapelle und das 30.Vinzenzifest mit der
Einholung der Reliquie. Das 31. Vinzenzifest mit
„Grundsätze der Patenschaft“, das 36.Vinzenzifest mit „300
Jahre Balthasar Neumann“, das 37. Vinzenzifest stand im
Zeichen des Egerländer Musikantenbrunnes. Das 41. und 42.
Vinzenzifest sind erwähnenswert, da die Kopfreliquie in Eger im
Mittelpunkt stand. Mit dem 50. und 51. Vinzenzifest gelang es den
Egerländern durch das Fernsehen und eine Ausstellung im Kaufhaus
Karstadt, die Egerländer, das Vinzenzifest und nicht zuletzt, die
Stadt Wendlingen am Neckar einem breiten Publikum näher
zu bringen.
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15. Vinzenzifest, 30.
August 1966:
In seltener Einmütigkeit
beschloss der Gemeinderat der Stadt am Neckar am 11. November 1965
einstimmig, die Patenschaft über die Egerländer des Landes Baden
Württemberg zu übernehmen.
In einem Schriftsatz vom
20. September 1965 wandte sich Rödl, selbst Stadtrat, an den
Gemeinderat der Stadt. Die Egerländer hätten mit der neu
geschaffenen Tradition des Vinzenzifestes der Stadt an Neckar und
Lauter eine große Ehre erwiesen, Wendlingen am Neckar sei weit über
die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden. Es sei der Wunsch
der Egerländer in Wendlingen am Neckar eine besondere Heimatstadt
zu erhalten. Der Gemeinderat wusste, was die Stadt den Egerländern
verdankte, so kam es zu der einstimmigen Annahme des Antrages.
Den
besonderen Rahmen für die Patenschaftsfeier bot das 15. Vinzenzifest
1966. Alle maßgeblichen Freunde der Egerländer waren zugegen: Erneut
Bundesminister Dr. Seebohm, der Nürtinger Landrat
Dr.
Schaude, der Göppinger Oberbürgermeister Dr. König sowie
Staatssekretär Sepp Schwarz, Bundesvüastäiha Ernst Bartl. Toni Rödl,
der die Patenschaftsurkunde aus der Hand von Bürgermeister Kaiser
entgegennahm, ließ sich auch vor einem so erlauchten Publikum die
launige Rede nicht nehmen. Patenschaft, sagte er bedeute Obhut für
einen Schwächeren. Nun hätten sich die dickschädligen Egerländer
zwar noch nie schwach gefühlt, aber nach 1945 hätten sie doch Hilfe
gebraucht. In Wendlingen am Neckar hätten sie Heimatbewusste
Gesinnungsfreunde gefunden, die ihnen den Wiederaufstieg aus
Verzweiflung und Elend ermöglichten.
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19. Vinzenzifest,
31. August 1970:
Als am Samstag, den 30.
August 1969 zum ersten mal der Patenschaftsrat zusammentrat,
stellte Bürgermeister Kaiser fest, dass alle Punkte, die bei der
Patenschaftsübernahme 1966 aufgestellt wurden, bis auf einen in die
Tat umgesetzt wurden, die Errichtung der Egerländer Heimatstube. Er
verkündete dann einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates, dass
nunmehr im alten Schul- und Rathaus in Unterboihingen ein
Klassenzimmer für die Egerländer zur Verfügung steht. Es begann in
der Folge davon eine Aktivität bei den Egerländern nicht nur
in Wendlingen, der ganze Landesverband war daran beteiligt, allen
voran der Rödl Toni, auf dem die Hauptlast der Arbeit lag. Pünktlich
zum 19. Vinzenzifest war alles fertig. Bürgermeister Kaiser konnte
die Heimatstube eröffnen und den Schlüssel offiziell an Toni Rödl
übergeben. Ein lange gehegter Wunsch der Egerländer ging in
Erfüllung. Fast 30 Jahre lang war die Heimatstube, die mit der Zeit
über immer mehr Exponate verfügte, im Alten-Schulhaus
untergebracht. Im barocken Unterboihinger Alten Pfarrhaus wird
nun die Egerländer Heimatstube, wie 1982 der Gemeinderat der Stadt
in den „Grundsätzen für die Patenschaft….“ beschloss, Teil des
Stadtmuseums sein und bleiben.
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24. Vinzenzifest,
30. August 1975:
1975 bestand die
Patenschaft der Stadt Wendlingen am Neckar über die Egerländer in
Baden-Württemberg zehn Jahre. Zu diesem Anlass fand ein Festakt in
der Aula des Robert-Bosch-Gymnasiums statt. Gastredner war
der Oberbürgermeister von Göppingen, Dr.König, der zur Zeit der
Gründung des Vinzenzifestes Regierungsrat im Nürtinger Landratsamt
war und durch dessen besonderen Einsatz es gelang, dass das
Marktrecht zum Vinzenzifest nach Wendlingen kam. In seiner Rede, die
unter dem Mottostand: Patenschaften sind die Brücken von
Heimat zu Heimat, warnte er als einer ernsthaften Gefahr davor,
die Heimat nicht ernst zu nehmen; heimatlose Menschen laufen Gefahr
Treibgut der Geschichte zu werden. Im Rathaus wurde zumGedenken der
Patenschaftsübernahme der Stadt Wendlingen am Neckar über die
Egerländer in Baden-Württemberg eine Gedenktafel enthüllt.
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25. Vinzenzifest, 29.
August 1976:
Höhepunkt
des 25. Festes war der neu geschaffenen Vinzenzikapelle in
St.Kolumban in Unterboihingen. Die Einweihungszeremonie erfolgte
durch Pfarrer Niedermaier und Geistl.Rat Monsignore Pater Jordan
Fenzl.

Die Egerländer Gmoi
z´Wendllingen stellte die Mittel zur Verfügung, die
Seitenkapelle in St. Kolumban zur „Vinzenzikapelle“ auszubauen. Der
Karlsbader Bildhauer Wilhelm Hager schuf die nötigen Voraussetzungen
dazu. Es war das Tabernakel zur Aufnahme der erwarteten
Reliquie bzw. des Reliquiars, die kunstvollen Seitenfenster und die
übrige Ausstattung für einen Andachtsraum.
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30. Vinzenzifest, 30.
August 1981:
Mittelpunkt
des 30. festes war die feierliche Einholung der Reliquie nach
Wendlingen und Einbringung in die Vinzenzikapelle von St. Kolumban
in Wendlingen-Unterboihingen.
Schon von Anfang an war
es der Wunsch der Egerländer allen voran Toni Rödl, in Wendlingen am
Neckar eine Reliquie des Hl. Vinzenzi zu haben. Beim 30.
Vinzenzifest 1981 ging dieser Wunsch in Erfüllung. Toni Rödl wusste
von den guten Beziehungen von Prälat Dr. Karl Reiß, ein häufiger
Gast beim Vinzenzifest, zu Kardinal König in Wien. So richtete er an
ihn die Bitte, in Sachen Reliquie tätig zu werden. Auf Betreiben von
Prälat Dr. Karl Reiß, der den Kontakt zu Kardinal König in Wien
herstellte, war es dank der Unterstützung des Wiener Kardinals
gelungen, dass der Augustiner Pater Bernhard Tonko in Wien einen
Teil der dort aufbewahrten Reliquie des hl. Vinzenzi zu entnehmen
und nach Wendlingen überführen durfte. Sie wurde dort, gefasst in
einem Reliquiar, das Prälat Dr. Reiß von einem Goldschmied in
Kevelaar hatte anfertigen lassen, von seinem Mitbruder
Geistl.Rat Monsignore Pater Jordan Fenzl in Empfang genommen und in
einer feierlichen Einholung in die Vinzenzikapelle von St. Kolumban
in Unterboihingen verbracht.
Erstmals wurde die
Reliquie am Sonntag, den 30. August 1981, bei der
Erntedankprozession mitgetragen und die zahlreichen Teilnehmer des
Gottesdienstes damit gesegnet.
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31. Vinzenzifest, 30.
August 1982:
1982 hat der Gemeinderat
einstimmig einem von Bürgermeister Köhler verfassten Papier
zugestimmt:
„Grundsätze für die
Patenschaft der Stadt Wendlingen am Neckar für die
Heimatgruppe der in Baden-Württemberg beheimateten Egerländer“.
In diesem
Gemeinderatsbeschluss werden zu den Punkten der
Patenschaftsübernahme vom 27.8.1966, exakte Ausführungsbestimmungen
beschrieben. Die einzelnen Punkte sind:
I. Träger der
Patenschaft; II. Inhalt der Patenschaft; 1. Allgemeine
Patenschaftspflege; 2. Kulturelle Patenschaftspflege; 3.
Patenschaftspflege im Bereich der Jugend- und
Erwachsenenbildung; 4. Patenschaftspflege durch
Öffentlichkeitsarbeit; 5. Sonstige Aufgaben der Patenschaft; III.
Patenschaftsrat.
Dieses Papier wurde beim
31. Vinzenzifest der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein ganz
wichtiger Punkt steht unter 5. wo festgelegt wird, dass die
Egerländer Heimatstube ein Teil des Heimatmuseums sein und bleiben
soll, auch wenn die Egerländer Heimatgruppe selbst nicht mehr in der
Lage ist, für die Verwaltung zu sorgen, aus welchen Gründen auch
immer.
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36. Vinzenzifest, 30.
August 1987:
Das
36. Vinzenzifest 1987 war ein Höhepunkt, der die Stadt Wendlingen am
Neckar international bekannt machte. Der 300. Geburtstag des
gebürtigen Egerländers, der mit seiner Heimatstadt Eger ein Leben
lang verbunden war, Balthasar Neumann, war der Anlass dazu. Man
widmete ihm eine Ausstellung und brachte dazu einen weltweit
beachteten Katalog heraus. Es war gelungen, die Ausstellung
überwiegend mit Originalen zu gestalten und das von einem der
größten Barockbaumeister. In den Händen von Prof.Dr. Erich Hubala,
Würzburg, lagen Planung und Ausführung der Ausstellung. Seine rechte
Hand dabei war Waltraud Lenhart MA., ein aktives Mitglied der
Wendlinger Gmoi seit ihrer Kindheit, das sie bei der
Ausstellungseröffnung zeigte, als sie bis auf´s „Schnurrntoichl“
original, in ihrer „Echarischn Tracht“ erschien. Mit dieser
Ausstellung erreichten die Egerländer und damit ihre Patenstadt
Wendlingen am Neckar ein bundesweites Medienecho.
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37. Vinzenzifest, 30.
August 1988:
Einen Markstein setzte
das 37.Vinzenzifest 1988, an dem der Egerländer Musikantenbrunnen in
der Neuen Stadtmitte von Wendlingen am Neckar eingeweiht werden
konnte. In der alte Reichstatt Eger standen 3 Brunnen im Mittelpunkt
der Stadt, der bekannteste davon war der „Wåstl“, eine wehrhafte
Rolandsfigur, die auch in anderen Reichsstädten zu finden ist. Der
neue Brunnen soll das ganze Egerland sichtbar machen durch die 15
Wappen der bedeutendsten Egerländer Städte rund um den Brunnen. Im
Mittelpunkt aber stehen hervorgehoben, einträchtig nebeneinander,
die Wappen von Eger und Wendlingen. Die Brunnenfiguren sind nichts
„Wehrhaftes“, sondern friedliche Musikanten, „Geign, Dudlsook,
Kla(r)nen und der Båß“. Diese Träger der Egerländer Volksmusik
schlecht hin, wurden geschaffen von dem aus Espenthor bei Karlsbad,
heute in Essingen bei Aalen wirkenden Kunstschmied. Er zeichnet
nicht nur für die Ausführung verantwortlich, sondern auch für den
künstlerischen Entwurf, der sein Beitrag für die Verwirklichung des
schon lange geplanten Brunnens war. Die 80 000 Mark teuere Anlage
wurde in der Hauptsache durch Spenden der Egerländer, der Wendlinger
Bevölkerung und nicht zuletzt durch die Stadt Wendlingen am Neckar
finanziert.
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41. Vinzenzifest, 30.
August 1992:
Die
Kopfreliquie aus Eger ist zu Gast bei der Prozession in Wendlingen
am Neckar; ermöglicht hat dies der stelv.Bürgermeister von „Cheb“
und stellv. Landesvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei, Petr
Moravek, der die obersten Kirchenherren in Prag zu dieser
zweitägigen Leihgabe bewegen konnte.
Das
Reliquiar wurde, wie dereinst in Eger, von 2 Ministranten in der
Prozession getragen. Danach konnte
sie in der Egerländer Heimatstube im Alten Schulhaus, besichtigt
werden und zog einen großen Besucherstrom an.
Vermerkt sei noch, dass
das Fest diesmal auf dem neuen Festplatz am Schäferhauser See
stattfand.
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42. Vinzenzifest, 29.
August 1993:
Das 42. Fest, stand ganz
im Zeichen des Gedenkens an das 1. Vinzenzifest vor 300 Jahren, als
die Reliquie des Hl. Vinzenzi von Rom über Wien nach Eger überführt
wurde, um in der St. Niklas-Kirche einen Platz zu finden.
1993 bekam die
Patenstadt mit Andreas Hesky einen neuen Bürgermeister und der
Patenschaftsrat einen neuen Vorsitzenden.
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50. Vinzenzifest, 29.
August 2001:
Das 50. Vinzenzifest war
in jeder Hinsicht ein Höhepunkt. Das Fernsehen berichtete in einer
dreiviertelstündigen Sendung darüber. Ein Experte urteilte so: die
Egerländer haben einen Pflock eingeschlagen, der die nächsten 50
Jahre Bestand hat.
Das Wetter spielte mit,
sodass die vom Wendlinger Gmoivüarstäha Horst Rödl geplante Logistik
Dank seiner Helfer bis ins kleinste Detail umgesetzt werden konnte.
Viele Ehrengäste konnte
Landesvüarstäiha Albert Reich bei der Eröffnung begrüßen so:
von der Landesregierung Staatssekretär Heribert Rech, MdL
Landesbeauftragter für Vertriebene, SL-Bundesvorsitzender Bernd
Posselt, MdEP, Mitglieder des Regionalparlaments und des
Gemeinderates, Geistl.Rat Monsignore Pater Jordan Fenzl, Monsignore
Prof. Maluš Prag-Budweis, Stadtpfarrer Paul Magino, Jean
Thuollot von der Partnerstadt Saint-Leula-Foret, Bürgermeister Josef
Pleikerer aus der Partnerstadt Millstatt/Österreich, Primator Václav
Jakl aus Cheb/Eger, mit Abordnung sowie dem Jugendblasorchester und
den Majoretten, Vertreter der Landsmannschaften und der
Trachtenverbände dabei der Bundesvorsitzende des Deutschen
Trachtenverbandes, Günther Putz aus Darmstadt, Richard Šulko, Pilsen
vom BdD-LE und vom BdEG der Bundevüarstäiha Günther Müller, LV Josef
Zuleger, Salzburg sowie viele Gmoivüarstäiha mit Begleitung.
Der
Patenschaftsratvorsitzende Bürgermeister Andreas Hesky ließ in
seiner Ansprache die letzten 50 Jahre Vinzenzifest Revue passieren
und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass zur Aufnahme der
Tschechischen Republik die Beneš-Dekrete keinen Platz in einem fest
gefügten Haus Europa hätten, Ziel müsse es sein gemeinsam offen und
ehrlich die Geschichte aufzuarbeiten.
Oberbürgermeister Václav
Jakl aus Cheb/Eger betonte in seiner auf Deutsch gehaltenen
Ansprache erneut die Bereitschaft zu der von Bürgermeister Hesky
geforderten gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit.
Weitere Grußworte
sprachen der Vorsitzende des Deutschen Trachtenverbandes, Günther
Putz, der Vorsitzende des Südwestdeutschen Gauverbandes der Heimat-
und Trachtenvereine, Gunther Dlabal, Vom BdEG Bundevüarstäiha
Günther Müller und vom Partnerschaftskomitee der französischen
Partnerstadt Saint-Leu-la-Forêt, Jean Thuollot.
Der Festsonntag begann
wie immer mit der Prozession. Im Anschluss an die Prozession,
diesmal mit sehr viel Teilnehmern, zelebrierte die Pontifikalmesse
seine Exzellenz Bischof von Rottenburg-Stuttgart Dr.Gebhard Fürst,
mit Unterstützung durch Monsignore Prof. Maluš Prag-Budweis,
Geistl.Rat Monsignore Pater Jordan Fenzl und natürlich der Herr über
St. Kolumban HH.Pfarrer Paul Magino.
Danach war ein
offenes Tanzen am Rathausplatz mit vielen Trachtengruppen und im
Sitzungssaal des Rathauses fand der Empfang der Stadt Wendlingen am
Neckar mit zahlreicher Prominenz und Ansprachen statt.
Am Nachmittag folgte wie
immer der Festzug, er war aber nicht wie immer, sondern sehr viel
länger, er dauerte diesmal Stunden und wurde vom Fernsehen
übertragen.
Der Südwest-Rundfunk
begleitete das Festgeschehen am Wochenende mit mehreren
Fernsehteams. Ausgestrahlt wurde die Sendung am Sonntag im SWR 3
„Treffpunkt“, einer Sendereihe unter der Leitung von Gerd Motzkus.
Bereits am Donnerstag und Freitag war die verantwortliche
Redakteurin Doris Buhlinger mit einem Team in Wendlingen vor Ort, um
das Rahmenprogramm aufzunehmen.

Dem Leiter der Sendung Gerd Motzkus und seiner Redakteurin Doris
Buhlinger herzlichen Dank für die hervorragende in allen Teilen
objektive Berichterstattung.
Am
Rand sei noch vermerkt, dass bei der Aufnahme des Gesprächs
von Gerd Motzkus mit Mouhm Brigitte Storm über die Eghalanda Buchtln
einige Anläufe (wegen störender Nebengeräusche) nötig waren, bis der
Bericht im Kasten war; jede neue Klappe war für Gerd Motzkus mit dem
Verzehr einer neuen Buchtel verbunden. Es war aber vorgesorgt, Mouhm
Storm hatte 50 Buchteln mitgebracht, die aber am Ende des
Interviews verschwunden waren, sie hatten nicht nur dem Chef,
sondern anscheinend auch seiner Mannschaft geschmeckt.
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51. Vinzenzifest, 29.
August 2002:
Das Fest war eingebunden
in das Deutschen Trachtenfest 2002 und wurde gemeinsam mit diesem
gefeiert, - oder umgekehrt? Der Festverlauf war nämlich im großen
Ganzen wie immer, nur viel größer und bunter. Es kamen
Trachtengruppen aus allen Teilen Deutschlands und dem angrenzenden
Ausland, Frankreich, Holland, Österreich, Georgien, Freoul, Polen
usw.
Die
Prozession war riesig und, so paradox es klingt, der
anschließende Gottesdienst war ein Ökumenischer, gefeiert von
Pfarrer Magino und seinem evangelischen Kollegen Pfarrer Bofinger.
Der Höhepunkt war der, vom Fernsehen übertragene, Festzug, angeführt
von den Maskottchen Baden-Württembergs, Greif und Hirsch, sowie der
Vom Ministerpräsidenten Erwin Teufel an den Bürgermeister Andreas
Hesky für die Stadt Wendlingen am Neckar verliehene „50 Jahre
Baden-Württemberg-Fahne“. Stunden dauerte es diesmal, bis die letzte
Gruppe an der Ehrentribüne mit dem Schirmherrn, Ministerpräsident
Erwin Teufel verübergezogen war und ihm Referenz erwiesen hatte. Mit
einigen fest platzierten Kameras und mehreren Teams, die den Festzug
begleiteten, wurde das Material für die Sonntagabend Sendung
„Treffpunkt“ aufgenommen. Die Leitung hatte Gerd Motzkus und Die
Moderatoren waren Sonja Schrecklein und als Comoderatoren die
Trachtenexperten Wulf Wager und Jürgen Hohl.
Auch der Vinzenzimarkt
war diesmal noch viel reichhaltiger, ihm war ein Trachtenmarkt
angeschlossen, wo Trachtenstoffe, Zubehör, Fachbücher und vieles
mehr für die „Trachtler“ feilgeboten wurde.
Das Fest war durch die
exakte Planung der Stadtverwaltung, allen voran die Herren Laderer,
Vöhringer und Thieme und dem Logistik-Spezialisten Horst Rödl, dem
Vüarstäiha der Gmoi z´Wendlingen mit seinen Helfern, ein voller
Erfolg, trotz aller Unkenrufe, das Fest sei für Wendlingen einige
Nummern zu groß.
Die Egerländer hatten
die Möglichkeit, sich im Rahmenprogramm des Deutschen Trachtenfestes
in einer Ausstellung im Kaufhaus Karstadt-Stuttgart zu
präsentierten; vorweg, die dreiwöchige Ausstellung war ein voller
Erfolg.
Die Ausstellung hatte
zum Thema: „die Egerländer, Reflexionen aus Kunst, Kultur und
Tradition“.
Geplant
und ausgeführt wurde die Ausstellung von der
Karstadt-Werbeabteilung, ihrem Chef, Herrn Dietmann und Herrn
Wiesener, von der Egerländer Heimatstube die Vettern Storm und Rödl,
sowie der Landestrachtenwartin Mouhm Hlawatsch.
Zur
Verfügung standen 4 große Schaufenster mit Blick zur Königstrasse,
die wir gemeinsam mit dem Südwestdeutschen Gauverband der Heimat und
Trachtenvereine gestalteten, wobei eine Auslage nur Egerland war. Im
Kaufhaus standen zu beiden Seiten der Rolltreppenaufgänge Vitrinen
und Schautafeln und das über alle 3 Stockwerke. In der 1. Etage lief
pausenlos auf einem Großbildschirm der Film des SWR über das
50.Vinzenzifest von Gerd Motzkus. Wer das Karstadt kennt weiß, dass
dort täglich Tausende an den Schaufenstern vorbeigehen und nicht
viel weniger die Innenräume besuchen. Wir haben also als Egerländer
ein breites Publikum angesprochen, nicht zuletzt aber auch Werbung
für unsere Patenstadt Wendlingen am Neckar gemacht.
Oskar Storm,
Neuhausen / Filder, Mai 2000, überarbeitet März/April 2003,
ergänzt August 2004.
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Inhaltsverzeichnis]
Quellen:
Heribert Sturm:
„Eger Geschichte einer Reichsstadt“, Bd.
I S.
301/302; Bd.II S. 342/343, S.354
Artur Zechel:
„Feste und Feiern “; „Eger und das Egerland, Bd.II, Volkskunst
und Brauchtum“, (Hrsg. Lorenz Schreiner) Seite 439 ff
Georg R.Schroubek:„Volksfrommes
Wallfahrten in Eger und seinem Umland“, „Eger und das Egerland,
Bd.II, Volkskunst und Brauchtum“, (Hrsg. Lorenz Schreiner)
Seite 460 ff .
Heinrich Kraus:
„Das Jesuitentheater in Eger“, „Eger und das Egerland, Bd.II,
Volkskunst und Brauchtum“, (Hrsg. Lorenz
Schreiner), Seite 560
Johann Miller,
SJ:
"Egra sancta, das ist Kurtzer Bericht von denen heiligen Reliquien,
welche in der Stadt Eger aufbewahrt werden", gedruckt bei Nikolaus
Dextors Witwe in Eger 1694. deutsche Übersetzung aus „Egra sancta“
in dem Aufsatz: „Zur Erinnerung an die erste Sct.Vinzenzi-Prozession
vor 210 Jahren (am 6. Dez. 1693)“, in EJ = Egerer Jahrbuch 34
(1904), S. 235-238; abgedruckt auch bei Sturm, a.a.O., Bd. II, S.
342
Heinrich Gradl:
„Deutsche Volksaufführungen., Nr. 91, nach der handschriftlichen
Chronik von Salomon Gruber im Egerer Stadtarchiv“.
a. O. Nr. 11 (1895): Das Bittgesuch des Magistrats nach Regensburg
Vinzenz Prökl:
„Geschichte der Stadt Eger und des Egerlandes“ 2.Aufl. (1877), Bd.II,
S 239 f.;
J. W. Goethe:
„Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rathe
Grüner“. Leipzig 1853;
Adolf Hauffen:
„Goethe und der Egerer Magistratsrat Grüner“, in: Deutsche Arbeit
Nr.1 (1901/02),
S. 31 ff. darin (S. 33) die Stelle aus „Tagebücher“; Nr.8, S.
96-98 .
Hans Nikolaus Krauß:
Roman "Die Heimat", Bd.III, "Die Stadt" (1902)
Gerhard
Hergenröder:
„Von der Eger an den Neckar“, Chronik der Egerl.Gmoi Wendlingen am
Neckar 1999.
„Egerer Zeitung“:
Jahrgang 49, Nr.8, August 1998. Birnsunnta - Vinzenzifest -
Erntedank
„Unser Egerland“:
10.Jg. (1906) Heft 12; 11.Jg. (1907), Heft 13; 25.Jg. (1921),
Heft 2, Seite 8.
„Der Egerländer-
Eghalanda Bundeszeiting“:
1. Jg.1950, Flg. 2;
3. Jg.1952 Flg. 10, Jg. 2001, Flg.10, Jg2002, Flg. 9;10..